Enttäuscht blicke ich weiter in den Fernseher. Es sind 8 Stunden vergangen, seitdem wir beschlossen haben, uns zu treffen. Du wolltest zu mir kommen. Sagst nicht einmal ab. Fühle mich erniedrigt. Ich schau mir eine weitere schlechte Serie an und beschließe mich nicht mehr zu melden. Das ist es nicht wert. Auch wenn es sich eigentlich bis jetzt gut angefühlt hat. Manches soll nicht sein. Mir gehen tausend seltsame Szenarios durch den Kopf, wieso du dich nicht gemeldet hast. In der einen Hälfte davon kommen nackte, wunderschöne Frauen vor, in der anderen überfahren dich riesige LKWs. Obwohl ich die einen Szenarios eher auf Wutbewältigung schiebe.
Aber ich bin mehr wütend auf mich als auf dich. Irgendwie bin ich auch gerade irgendwie zu keinem ordentlichen Gefühl fähig. Ich schaff es nicht einmal zu weinen, etwas was bei mir relativ schnell geht. Ich schalte den Fernseher ab, gehe ins Bad, blicke in den Spiegel, wo mich dieses seltsame Mädchen anblickt, mit viel zu großen Augenringen, einem leeren Blick und sprödem Haar. Ich gehen ins Bett, ziehe mir die Decke bis zur Nasenspitze und flüstere vor mich hin „ich hasse dich du elendes Arschloch“, aber nur ganz leise, weil ich so was eigentlich nie sagen würde. Dann denke ich wieder an den Abend als wir uns zum ersten Mal begegnet sind und muss grinsen, denn du warst schüchtern. Diese Schüchternheit hat sich in pure Arroganz verwandelt. Schade drum, ich mochte dich schüchtern mehr. Endlich schaffe ich es ein paar Tränen zu vergießen, ich fühle mich besser. Ich blicke ein letztes Mal auf mein Handy. Wieder nichts. Ich gebe es auf.