Ich habe in meinem Leben schon einige Beziehungen geführt und beschäftige mich auch sonst sehr stark mit dem Thema: Beziehung.
Vor allem durch den Podcast: Couchgeflüster, welchen ich gemeinsam mit Sinah gestartet haben, bekommen wir immer wieder die gleichen Fragen:
„Wie kann ich meine Beziehung noch retten?“/ „Kann man eine Beziehung überhaupt retten?“
Eines hat mich immer am meisten bei diesem Thema gestört, dass viele Menschen nicht bereit sind für die Liebe und ihre Beziehung zu kämpfen.
Beziehungen sind kein Wegwerf-Produkt. Du wirst nicht den ultimativ perfekten Menschen finden. Es wird immer Probleme geben.
Meistens liegen die Probleme auch in uns selbst und nicht beim Anderen und wir werden immer wieder zu dem gleichen Punkt kommen, egal mit welchem Partner.
Ich möchte aber einfügen, dass ich von einer Beziehung rede, wo keine Gewalt oder ähnliches im Raum steht. Sondern wenn ihr euch einfach vermehrt streitet und das Gefühl habt eure Probleme nicht gemeinsam verarbeiten könnt.
Warum für eine Beziehung kämpfen, die in einem nur mehr negative Gefühle auslöst?
Jeder Mensch spürt in sich, ob das Ganze noch Sinn macht. Man spürt es, wenn es endgültig vorbei ist. Aber wenn da immer wieder noch ein Funken ist oder gemeinsame Träume, dann probiert es aus.
Schlimmer als sich endgültig einzugestehen, dass es keinen Sinn macht, kann es nicht werden. Aber vielleicht schafft ihr eine friedliche Trennung, wenn ihr offener darüber redet.
In allen Teilen unseres täglichen Lebens müssen wir Verantwortung für unser Handeln übernehmen, uns in die Lage versetzen und zuhören, ohne zu versuchen, uns zu verteidigen. Mitgefühl ist leichter zu besprechen als in die Tat umzusetzen, aber es ermöglicht uns, unser Leben in viel größerem Maße zu genießen, wenn wir Schritte aufeinander zu machen, anstatt voneinander weg zu gehen.
Die Annäherung an unsere zerbrochenen Beziehungen mit Mitgefühl kann den Schmerz, die Trauer und den Ärger in uns heilen, der uns möglicherweise davon abhält, freudig und optimistisch zu leben. Wenn wir versuchen, unsere Beziehungen durch Freundlichkeit, Mitgefühl und Verständnis zu verbessern, werden wir feststellen, dass die Feindseligkeit der Menschen gegenüber uns abnimmt, weil die Welt unsere eigenen Gedanken reflektiert und auf ehrliche Weise widerspiegelt.
Wir alle machen Fehler und wir alle wollten eine zweite (und dritte und vierte) Chance. Offene, ehrliche Kommunikation und Mitgefühl lindern und vermeiden die Bitterkeit, die ein vollkommen friedliches und liebevolles Leben verderben kann.
Wenn du das Gefühl hast, nur mehr Frust für dein gegenüber zu spüren und eine unsagbare Wut bekommst, wenn er/sie etwas macht, was wieder deine Annahme über die Person bestätigt. Tja, willkommen im Teufelskreis. Ich kann dir eines sagen, du bist nicht allein. Es geht vielen Paaren so und deswegen habe ich mit einer Paartherapeutin gemeinsam an diesem Beitrag gearbeitet. Dennoch ist dies kein Allheilmittel, sondern eine einfach Hilfestellung.
Es gibt verschiedenste Möglichkeiten eine Beziehung zu reparieren.
Wichtigster Punkt: es ist nicht nur ein Teil der Partnerschaft Schuld.
Es ist der leichteste Weg, die komplette Schuld beim Partner zu suchen.
Aber auch wenn du der Meinung bist, dass das Problem nicht deine Schuld ist, behaltest du die Kontrolle über deine Reaktionen. Wenn wir auf jemanden antworten, sagen und tuen wir oft Dinge, die verletzend sind, wenn wir uns verletzt fühlen. Dies verschlimmert das Problem nur.
Ich weiß, es ist schwer diesen Groll den man vielleicht in sich spürt, runter zu schlucken und man muss auch nicht immer klein beigeben. Ganz und gar nicht. Aber wenn dir noch etwas an der Beziehung liegt, musst du einräumen, dass wahrscheinlich du genau so Mitschuld trägst wie dein Partner.
Das ist jetzt ein hartes Beispiel und ich will niemand rechtfertigen damit, aber es macht es denk ich anschaulicher.
Eine Bekannte (Person A) von mir wurde von ihrem Freund (Person B) betrogen. Normalerweise wird jetzt nur dem Betrüger, die Schuld gegeben und klar, sein Verhalten war zu 100% nicht in Ordnung. Aber warum kam es überhaupt soweit?
Man betrügt nicht, wenn alles passt, man betrügt, wenn man in sich das Gefühl von einem Mangel hat. Klar, kann auch in diesem Fall der Partner, der betrogen wurde nichts dafür. Denn in Wahrheit hätte Person B seine Wünsche vorab äußern können. Ist es weil er sich mehr Abwechslung gewünscht hätte oder hat er das Gefühl zu wenig von Person A beachtet zu werden? Und wieso kommt überhaupt in ihm dieses Gefühl hoch?
Oft sind solche Fragen tief in unserer Kindheit verankert und ich kann wer sich gerne tiefer damit beschäftigen will die Bücher „Jeder ist beziehungsfähig“ und „Das innere Kind in mir muss Heimat finden“, beides von Stefanie Stahl, empfehlen.
Aber zurück zur Schuldfrage!
Um eine Beziehung zu verbessern, in der du das Gefühl hast, keine Schuld zu tragen, solltest du dich mal mit einem objektiven Dritten darüber unterhalten. Oft hilft es wieder klarer zu sehen.
Argumente mit dem Partner lösen komplexe Emotionen aus.
Oft lösen diese Emotionen in uns mehr aus, als der eigentliche Streit und häufig kommen diese Emotionen eigentlich aus unserer Kindheit.
Ich möchte hierfür etwas aus dem Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ zitieren. „Michael bekommt immer wieder Wutanfälle, wenn seine Lebensgefährtin Sabine etwas vergisst, was ihm wichtig ist. Neulich vergaß sie beim Einkaufen seine Lieblingswurst, und er ist richtig ausgeflippt. Sabine war wie vor dem Kopf geschlagen – für sie fehlte einfach nur dir Wurst….“ Im Endeffekt geht es auch nicht um die Wurst. Michael hatte als Kind, das Gefühl, dass seine Mutter seine Wünsche nicht ernstnimmt. Diese tief liegende Verletzung ist ihm nicht bewusst und so werden Konflikte wie dieser immer wieder kommen. Egal bei welchem Partner.
Ein weiterer Punkt ist, gehe nicht davon aus, dass dein Partner dich absichtlich verletzen wollte oder gar ein schlechter Mensch ist.
Wenn wir verletzt oder wütend sind, sehen wir die andere Person oft nur im negativen Kontext des Arguments und wir konzentrieren uns nicht mehr auf die guten Eigenschaften und menschlichen Emotionen, welche die andere Person natürlich auch hat.
Denke über mögliche Motivationen für die Handlungen nach, die das Problem verursacht haben, um den Unmut zu überwinden, den dein Gehirn hervorruft. Versuche, den eigenen Standpunkt, den Schmerz und die Umstände deiner geliebten Person zu verstehen, ohne sie zu beurteilen. Zeige Empathie! Es geht nicht darum, Recht zu haben oder deinen Standpunkt zu beweisen. Das Ziel ist es, deine Beziehung wieder zusammenzuhalten, indem du anfängst, mehr Mitgefühl zu entwickeln.
Wenn dein Partner sich in deinen Augen falsch verhalten hat, versuch einfach mal deine negativen Gefühle außen vor zu lassen und frag dich, wie sich das Ganze für deinen Partner zugetragen hat.
Ich weiß, dass ist oft sehr schwer. Denn man denkt sich nur, wieso muss das immer so sein und wieso kann er/sie das nicht anders machen, wenn wir das eh schon so oft durch gemacht haben.
Wie viel hast du selber in der Situation anders gemacht?
Was bringen dir die negativen Gedanken, außer, dass du auf lange Sicht deinen Partner verlieren wirst?
Hast du bevor es zum Streit kam überhaupt etwas anders als sonst gemacht? Ich weiß, wenn man denkt, nicht der Ursacher des Problems zu sein, wieso sollte man anders handeln? Nur findet man sich dann immer wieder bei dem gleichen Punkt.
Ich hatte vor Jahren eine Beziehung, wo ich mich an diesem Punkt befand. Meine Erwartung war, dass sich mein Partner ändert. Ich habe aber nichts an meinem Verhalten versucht zu ändern, denn innerlich wollte ich die Beziehung nicht mehr, war aber zu verängstigt vor dem Gedanken allein zu sein bzw. mochte ich es wie mein Partner um mich bemüht war und habe die Beziehung in Wahrheit sabotiert. Dies ist mir erst seit kurzem klar geworden. Denn eigentlich konnte mein damaliger Partner nichts mehr richtig machen, denn ich wollte dies nicht mehr.
Im Endeffekt war es vollkommen in Ordnung, dass wir uns getrennt hatten. Wir hatten verschiedene Lebensziele. Aber wir beide haben uns bis dahin sehr viel Schmerz zugefügt und es fällt mir wahrlich nicht leicht, dass zu sagen, aber es lag auch sehr stark an mir.
Weshalb ich jedem empfehle, der an seiner Beziehung gerade hadert, nach zu fragen, was sind die gemeinsamen Ziele und Werte? Aber ich habe dir unten einen Fragekatalog mit angehängt, der ein wenig helfen kann.
Wie man den Schmerz der Vergangenheit löst!
Die Worte und Handlungen eines geliebten Menschen können uns wie ein Messer schneiden. Diese Wunden heilen langsam und klaffen immer wieder auf. Ein falsches Wort kann schnell zu Herzen genommen werden. Wenn wir in einer schmerzhaften Situation sind, lassen uns unsere Gehirne diesen Schmerz oft wieder erleben, wodurch wir uns im Unterbewusstsein mit der Zeit stärker daran erinnern und unsere Fähigkeit ruinieren, unsere Differenzen mit der anderen Person zu verarbeiten. Das Schlüsselwort hier ist „Unterschiede“. Es ist nicht so, dass eine Person Recht und die andere Unrecht hatte. Es kommt selten vor, dass sich jemand für gemein entscheidet, um vorsätzlichen Schaden zu verursachen. Stattdessen sind es in der Regel Verwirrung, Unsicherheit oder Stress, die diese Situationen verursachen. Unsere Unterschiede sind lediglich unterschiedliche Standpunkte und Erfahrungen desselben Augenblicks.
Um unsere Unterschiede zu überwinden, gibt es nützliche Techniken, die wir implementieren können. Die erste besteht darin, sich dazu zu verpflichten, auf die Erfahrungen und Gefühle der anderen Person zu hören. Dies wird uns helfen, aus ihren Augen zu sehen. Es wird uns helfen, ihre Vergangenheit zu verstehen und wie sie ihre eigene Lebenserfahrung beeinflusst hat. Vielleicht wurden sie als Kind gemobbt oder missbraucht und haben ein geringes Selbstwertgefühl, das sie jetzt in die Defensive treibt.
Nachdem wir uns die Zeit genommen haben, um zuzuhören, müssen wir ihnen unsere Absicht mitteilen, die Beziehung zu verbessern. Das Pflanzen dieses Samens ermöglicht neues Wachstum und Heilung in eine positive Richtung. Es beginnt, neue Emotionen in der Dynamik zwischen dir und dieser Person zu erzeugen, um die Spannung zu lindern.
Es müssen jedoch beide ganz klar sagen, ich will daran arbeiten. Denn wenn nur ein Partner noch für die Beziehung kämpft und der Andere eben nicht, werdet ihr immer wieder an den gleichen Punkt kommen.
Deswegen heißt es jetzt: Alles auf den Tisch! Sowohl das Gute, das Schlechte und das Hässliche in eurer Beziehung.
Ich rate nicht nur darüber zu reden, sondern dies auch aufzuschreiben.
Das Aufschreiben hilft nicht nur Schwarz auf Weiß die Probleme genannt zu haben, sondern klärt unerfüllte Erwartungen besser auf.
Selbst wenn du das Gefühl hast, dass deine Beziehung nicht mehr zu reparieren ist, könnte dir das noch helfen bzw. hilft es auch sich leichter davon zu lösen.
Der Beziehungs-Fragekatalog
Kopiert euch die Fragen raus, beantwortet sie für euch und bespricht sie dann mit dem Partner. Geht aber nicht wieder in ein Streitgespräch nur weil euch die Antworten nicht gefallen, sondern erläutert wieso ihr so empfindet. Warum kommt Wut und Trauer hoch, wenn ihr die Antwort hört? Hinterfragt eure Gedanken und Gefühle!
- Liebst du deinen Partner? Woran erkennst du das?
- Was genau liebst du an ihm/ihr?
- Fühlst du dich geliebt? Woran erkennst du, dass dich dein Partner noch liebt?
- Warum hast du dich für diesen Partner entschieden?
- Verbringt ihr gern Zeit miteinander (Netflix schauen zählt nicht)?
- Was ist euer größtes Problem?
- Wo wollt ihr hin? (Zusammen alt werden, Kinder großziehen, Familie, Haus, Hund, Reisen, Karriere, Freizeit, Spaß, Lachen, Sex, Nähe, Krisen überstehen, …)
- Was macht für euch eine gute Beziehung aus?
- Woran würdet ihr merken, dass eure Beziehung gerettet ist?
- Wie wollt ihr euch fühlen?
- Warum wollt ihr das erreichen?
Es sind simple Fragen und ich habe diese gemeinsam mit einem Coach erarbeitet.
Ihrer Meinung nach, ist es wichtig alles genau aufzuschreiben. Was ist euch wichtig? Was wollt ihr ändern? Wer hat welche Aufgaben? Bis wann müssen sich erste Ergebnisse zeigen? Zum Beispiel: „wir streiten immer beim fortgehen“ -> Ziel: nicht mehr zu streiten. Aber wie erreicht ihr das Ziel?
Ein Ziel wird nicht von heute auf morgen erreicht sondern in Etappen. Macht euch gemeinsam Meilensteine. Denn nicht mehr streiten ist unmöglich und auch nicht wirklich messbar.
Belohnt euch stattdessen, jedes Mal wenn ihr einen schönen Abend mit Freunden hattet, gibt es etwas Positives. Das kann auch nur eine kleine Geste sein, wie gemeinsam auf Kaffee und Kuchen gehen. Generell belohnt euch, aber auch straft schlechtes Verhalten ab. Einer von euch jammert wieder nur am anderen rum? Für jedes rumnörgeln muss man 2€ in ein Sparschwein werfen.
Es ist wichtig, dass ihr schlechtes aber auch gutes Verhalten wieder mehr bemerkt und auch wenn das manchmal subjektiv ist, ihr könnt dadurch auch übern Verständnis auf zubauen. Ständig zu hören, dass man was falsch macht, hilft niemanden.
Und wer jetzt sagt, es ist ihm zu blöd so was zu machen. Auch ok. Aber was ist, wenn es hilft? Was ist, wenn du durch ein Sparschwein wieder eine liebevollere Beziehung bekommst?
Eines steht aber auch fest, es muss ein klares JA zu diesem Partner geben. Kein wir werden sehen und wenn du das machst dann. So funktioniert es leider nicht. Sondern es braucht ein klares JA.
Wenn du dieses JA nicht geben kannst, wirst du diese Beziehung immer wieder sabotieren. Nichts ist schlimmer für unser Gehirn als massiver Aufwand, der nichts bringt. Wenn du denkst, du tust und machst, aber es ist eh hoffnungslos und bringt nichts, wirst du dein Engagement zurückfahren.
Unser Gehirn merkt sich leider Negatives leichter als Positives. Lenkt eure Aufmerksamkeit bewusst auf das Positive. Deswegen nehmt eure Erfolge wahr und teilt sie euch mit. Feiert sie!
Mehr Texte zum Thema Liebe & Beziehung findest du hier !