Influencer Marketing 2019 – Was Firmen nach wie vor falsch machen und wie eine gute Kooperation aussieht

Influencer Marketing ist 2019 gefühlt sogar im hintersten Dorf angekommen. Leider machen es nach wie vor viele Firmen falsch. Aber auch viele Blogger/ Influencer sind sich ihrer Reichweite und Verantwortung dahingehend nicht bewusst.

Ich blogge seit 2005. Das sind 14 Jahre Erfahrung im Bereich Blog und Social Media. Seit 4 Jahren ist bloggen oder auch „influencen“ mein Hauptberuf.

Wenn ich sage, was ich beruflich mache, bekomme ich oft die Frage gestellt: Wie verdienst du damit Geld?

Die Antwort darauf ist: Influencer Marketing

Und ja, ich finanziere damit mein Leben: Miete, Versicherung, Essen, usw. Es gibt kein Mami, Papi oder rich husband, die das für mich übernehmen.

Fakten über Influencer Marketing


- Der Influencer und Content Creator Markt wird 2019 im DACH Raum bereits auf 500 Millionen Euro geschätzt.
- Der Durchschnitt verbringt über 5 Stunden am Tag im Internet.
- Der Markt wächst jährlich um über 30%.
- 70% der Marketer erhöhen ihre Budgets im Influencer Marketing.
- Bis 2025 werden 50% der Bevölkerung kein lineares TV mehr konsumieren.

Mein Alltag sieht ganz anders als mein Instagram Kanal aus, er ist eher langweilig. Ich schreibe die meiste Zeit, sei es Mails oder Texte. Dann habe ich Meetings und gehe zu Events zum Networken. Abends sammle ich dann Ideen für Blogposts oder Instagram Postings. Ich verbringe täglich fast 2 Stunden auf Instagram um zu posten, liken und zu kommentieren.

Was andere als Unterhaltungstool nutzen, ist für mich Arbeit. Und ich liebe meine Arbeit. Denn ich hatte das Glück aus meinem Hobby meinen Beruf zu machen, nichtsdestotrotz ist es Arbeit und kein Hobby mehr. Das heißt auch, dass ich dem Ganzen einen anderen Wert gebe, als wäre es nur ein Hobby.

Dennoch war ich letztens mit einer Situation konfrontiert, die mir gezeigt hat, wie wenig sich manche Firmen mit Influencer Marketing auseinandersetzen bzw. es wertschätzen.

Ich war auf ein Event eingeladen, wo sich die Firma gewünscht hat, dass ich davor darüber poste und dann auch vor Ort. Im Vorfeld wurde klargestellt, dass es dafür kein Budget gibt. Da ich das Thema des Events sehr spannend und interessant fand, war dies zunächst für mich kein Problem. Denn, wenn für mich ein Mehrwert für meine Leser/Follower erkennbar ist, war ich bis dato immer bereit auch gratis Werbung zu machen. Im Nachhinein muss ich leider sage, ich habe es sehr stark bereut, dass ich zugesagt habe. Denn im Endeffekt wurde ich mit Aussagen konfrontiert, dass ich dankbar sein kann, eingeladen worden zu sein und dass sich andere glücklich schätzen würden, dabei zu sein. Mir wurde vorgerechnet, was meine Einladung mit allen Extras die Firma gekostet hat. Dann habe ich meine gängigen Preise für das, was ich bisher gepostet habe, aufgezählt und daraufhin wurde mir gesagt „dass ich wohl gut verhandeln kann“.

Nein, ich verhandle nicht besser als andere. Ich kenne nur die gängigen Preise und weiß, was meine Arbeit und meine Leser/Follower wert sind.

Ich möchte mich zu diesem Event auch gar nicht mehr weiter äußern. Denn ich bin mir sicher, dass die Moderatoren und Showacts bezahlt worden sind und ihnen Verpflegung im Backstage zustand. Aber wozu den Influencern das Gleiche anbieten? Die machen „ja nur ein paar IG Postings und Stories“ und sollen glücklich sein, dass sie dabei sein zu dürfen.

Es hat mir gezeigt, dass Firmen noch immer denken, es sei das Nonplusultra, wenn sie ihr Produkt, sei es Lippenstift oder Event, Bloggern zur Verfügung stellen. Gut, im konkreten Fall wusste ich ja, worauf ich mich einlasse, allerdings kam ich mit der geringen Wertschätzung meiner Arbeit nicht klar.

Viele denken, wie diese Firma, dass Influencer ein paar Selfies auf Instagram posten und das war‘s. Nein. Hinter ehrlichen und authentischen Accounts steckt viel Arbeit. Unbezahlte Arbeit. Denn für mich, so wie für viele Kolleginnen und Kollegen, ist es wichtig, dass ich eine gute Balance zwischen gesponserten und nicht gesponserten Beiträgen habe. Mir geht es nicht um Gratis-Goodies. Vielleicht gibt es Influencer, die nur darauf aus sind. Das sind dann auch meist jene mit den gekauften Followern und Likes. Was man sehr leicht durchschauen kann, wenn man sich ein wenig mit der Thematik beschäftigt.

Ich habe eine Verantwortung nicht nur gegenüber meinen Kunden und ihren Produkten, sondern vielmehr gegenüber meinen Lesern und Followern.

Für mich war nach diesem Event klar, ich werde solche Kooperationen nicht mehr machen. Denn meine Arbeit und Reichweite kostet Geld. Ich habe auch keine Lust mehr mir Aussagen wie „Ja aber die andere Bloggerin macht das auch umsonst!“ anzuhören. Denn, wenn der Satz fällt, weiß ich eigentlich schon, dass die Firma nicht weiß, wie Influencer Marketing funktioniert und welchen Wert es hat.

Aber was macht für mich eine gute Kooperation aus?

  • Vertrauen in meine Arbeit. Das bedeutet kreative Freiheit, die meinen Posts  eine individuelle Handschrift verleiht. Ich kenne meine Community am besten und weiß, was sie lesen/sehen möchte.
  • Individuelle Ansprache. Ich bekomme täglich Massen-Kooperationsanfragen. Für mich fliegen solche Firmen automatisch raus, weil ich weiß, dass sie sich nicht mit mir und meinen Account auseinandergesetzt haben. Das Produkt und die Marke sollen zu mir passen und ich soll diese authentisch vertreten können. Wenn eine Firma diesen Punkt schon nicht berücksichtigt, wie soll die Kooperation ein Erfolg werden?
  • Ein gutes Briefing. Wenn ich ein gutes Briefing bekomme, kann ich mich ganz klar entscheiden, ob ich die Kooperation eingehe oder nicht. Es sollte im Vorfeld alles geklärt werden: Budget, Deadlines, Bildrechte, Exklusivität, etc. Das Briefing sollte aber nicht vorgeben, wie viel Prozent vom Produkt im Bildverhältnis zu sehen sein soll, weil dies würde wiederum die individuelle Kreativität einschränken.
  • Klare Zielsetzung der Kooperation: Was sind die Erwartungen? Leider besteht immer noch das Problem, dass qualitative Reichweite und der damit verbundene Wert verkannt werden. Viele Follower auf Instagram bringen automatisch viel, ist ein Irrglaube.
  • Klare Transparenz und Professionalität von beiden Seiten.

 

Wo sehe ich Influencer Marketing in der Zukunft? 

Ich denke, dass es Veränderung geben wird. Es werden die übrig bleiben, die gute Qualität liefern und/oder eine Nische besetzen. Apropos Qualität: Langfristige Kooperationen werden in meinen Augen auch immer wichtiger. Es ist nachhaltiger für Influecer und auch für die Marke. Denn diese Partnerschaften geben dem Influencer die Möglichkeit die Marke aus verschiedenen Blickwinkel den Lesern/Followern zu zeigen und es führt auch zu mehr authentischen Content.

Influencer Marketing hat seinen Platz und Wert, indem er anders ist als die klassische Werbung. Deswegen wünsche ich mir für 2019 mehr Anerkennung.

 

 

 

10 Comments

  • Julia sagt:

    Super Beitrag! Bin irgendwie erleichtert, dass es nicht nur „kleinen“ Bloggern so geht. Von Massenmails und Produkt gegen Post, kann ich ein Lied singen. Ich hoffe sehr, dass Unternehmen bald den Wert des Influencer Marketings erkennen, denn im Gegensatz zu klassischer Werbung, steigen Sie sowieso günstiger aus.

    Alles Liebe,
    Julia

  • Zoé sagt:

    WORD LEONIE!
    Hast wirklich alle wichtigen Punkte gut zusammen gefasst!
    💪🏽💪🏽💪🏽

  • Marie sagt:

    Weiter so!
    Das ist ein toller Artikel 🖤

  • Andrea Frank sagt:

    Ein super guter Beitrag und mir so aus dem Herzen geschrieben. Ich bin eine „sogenannte“ Hobbybloggerin, ich betreibe meine Seite aus Leidenschaft und weil ich eine Vision habe.

    Nichts desto trotz gehe ich hin- und wieder Kooperationen ein aber ich will dann einen Mehrwert haben. In erster Linie für meine Leser und dann natürlich auch für mich.

    Eine gute Kooperation ist wenn es auf 3 Nutznießer dieser Kooperation gibt

    1. Leser
    2. Unternehmen
    3. Blogger

    Und auch wenn ich ein Hobbyblogger bin leiste ich etwas. Meine Bilder sind denke ich mal nicht die schlechtesten aber das kostet. Und wenn ich eine entsprechende Fotoserie mache für ein Produkt XY verbringe ich schon ein paar Stunden damit.

    Ich bin natürlich auch in verschiedenen Gruppen und ich blockiere mittlerweile sämtliche Blogger die mir den Nerv rauben. Sei es weil sie hinter einer kostenlosen Zahnbürste hinterherhecheln oder weil sie sich selber als die Kleiderstangen der Industrie bezeichnen.

    Nein, ich brauche weder eine kostenlose Zahnbürste noch bin ich eine Kleiderstange. Ich will eine Anerkennung meiner Leistung

  • angelique sagt:

    Toller Artikel. Verblüffende Aussagen mit geringer Wertschätzung sind nicht akzeptabel. lg angelique

  • Caro sagt:

    Ein sehr toller und wahrer Post!

    Vielen Dank dafür!

    Beste Grüße
    Caro
    https://carolionk.com

  • Julia sagt:, thanks so much for the post.Really thank you! Great.

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