Mir ist der Sticker „I need a hero tonight“ auf meinem Kühlschrank noch nie so richtig aufgefallen. Nach einer langen Partynacht habe ich ihn aufgeklebt. Jetzt starrt er mir entgegen und ich denke darüber nach was B. gesagt hat.
Denn wir hatten die Diskussion, ob man manchmal dazu verfällt, einen Retter zu suchen. Sie meinte, dass (manche) Frauen, oft dazu tendieren, gerettet werden zu wollen und dadurch die Beziehung eine seltsame Wendung nimmt. Suchen wir Frauen wirklich einen Retter?
Wenn ich darüber nachdenke, was ich in einer Beziehung suche, wobei ich gerade definitiv keiner mehr will, komme ich nie auf den Gedanken mein Gegenüber als Retter zu sehen. Klar, wünsche ich mir in persönlichen Notsituationen, wo man verzweifelt, traurig oder wütend ist, jemand an meiner Seite zu haben, der mit Verständnis reagiert und nicht wegläuft. Eine Person, die einen zuspricht, einfach einen umarmt, wie dies auch Freunde in solchen Situationen machen.
Aber ist dies schon der Anfang vom gerettet werden wollen? Für mich ist das kein Retter, sondern ein Freund.
Vielleicht sind manche von uns es nur nicht mehr gewöhnt, dass man bleibt, zuhört, Verständnis zeigt. Bleiben wir denn? Hören wir wirklich zu? Genau so wie das „über Probleme reden“, ist auch das zuhören in meinen Augen schwer. Denn oft fühlt man sich angegriffen von dem gesagt, projiziert seine eigenen Ängste und Altlasten in das Gesagte oder hängt mit den Gedanken in seiner eigenen Welt und schaffst es gar nicht darauf einzugehen.
Einen Retter zu suchen, würde bedeuten sein eigenes Glück aus der Hand geben. Die Verantwortung abgeben. Ich für meinen Teil, möchte dies nicht abgeben. Denn ich glaube daran, dass man nur wenn man glücklich mit sich selbst ist, bereit ist für eine solide Beziehung. Denn sonst ist diese nie wirklich gleichberechtigt.
Klar, ist man glücklich, wenn man verliebt ist bzw. ein gut gehende Beziehung hat. Aber man sollte eben nicht unglücklich sein, wenn man dies hat.
Für mich sind deswegen solide Freundschaften im letzten Jahr immer wichtiger geworden. Diese helfen einen auch zu der Person zu werden, die man sein möchte bzw. die Person zu sein, die man ist. Zu oft verstellt man sich für die falschen Menschen bzw. denkt anders sein zu müssen um geliebt zu werden. Man sollte deswegen auch genauer auswählen, mit wem man seine Zeit verbringt. Wer die wirklich wichtigen Menschen im Leben sind. Bei wem hat man nicht das Gefühl, jemand anderer sein zu müssen?
Mehr wie Gloria Gaynor „I am what I am“ statt Bonnie Tyler „I need a hero“.