Am Anfang habe ich ein wenig mitgelacht, als der Waschmittel-Watergate-Skandal durch verschiedenste Beiträge ausgelöst wurde. Langsam reicht es aber auch wieder.
Seit diesem Skandälchen, das keines war, werde ich relativ häufig etwas ruppiger von der Seite angemotzt: Du machst da Werbung!
Ach wirklich? Ist alles Werbung, nur wenn man etwas für gut befindet?
Wenn ich durch die Straßen gehe mit einem Getränk und mich sieht jemand und kauft es sich dann auch, weil ich ihm Gusto darauf gemacht habe, ist es dann Werbung?
„Werbung ist die Beeinflussung von verhaltensrelevanten Einstellungen mittels spezifischer Kommunikationsmittel, die über Kommunikationsmedien verbreitet werden.“
Im Klartext, Firma will, dass Konsument konsumiert und macht ihm das Produkt über verschiedene Medienkanäle schmackhaft. Dazu gehört seit einigen Jahren eben auch Social Media und im Zuge dessen Blogger und Influencer. Wobei mir hier aufgefallen ist, dass es Rufschädigung gleichkommt, wenn man Blogger Influencer nennt. Ein bisschen kurios, denn vor nicht allzu langer Zeit haben sich Journalisten darüber aufgeregt, nicht mit Bloggern in einen Topf geworfen zu werden. Jetzt regen sich die Blogger auf. Nennen wir es den natürlichen Kreislauf des Lebens. Wir schimpfen über das, wovor wir Angst haben, in unserer Existenz bedroht zu werden.
Ich habe zu meinem Beitrag „Checkliste: Putzplan erstellen und einhalten“ eine ziemlich unhöfliche Email erhalten. Was mir einfällt, so plump Werbung für Putzmittel zu machen. Vorab steht im ersten Absatz, dass ich kein Geld für den Beitrag von einer Firma bekommen habe.
Aber gut, wer lesen kann, ist hier klar im Vorteil.
Nun möchte ich kurz mal erklären, wie ich überhaupt zu diesem Beitragsthema gekommen bin. Ich bin Blogger, eine 27-jährige Frau, die manchmal überfordert ist mit ihrem Chaos und dann so wie viele in dieser Situation auf Google zurückgreift.
In meinem Alltag stelle ich mir Fragen wie: „Wie lange darf ich Fleisch einfrieren?“ „Wie oft muss man seine Matratze absaugen?“ „Kann ich den Schimmel bei Käse einfach wegschneiden?“ oder „Muss Seide in die Putzerei?“
Manchmal rufe ich auch Mutti an, weil ich keinen Plan habe, ob ich nun Vanish kaufen soll oder doch Persil. Da Waldi mich über die Wiesen geschliffen hat und ich nun fette Grasflecken habe.
Mütter sind bei sowas, das bessere Google. Jahrelange Erfahrung im Bereich Fleckenentfernung und, wenn man ganz verzweifelt klingt, bieten sie einem sogar an, das Ganze zu übernehmen. Mamas sind halt die Besten.
Vielleicht haben andere ihr Leben mit 27 Jahren mehr im Griff, ich google, suche auf Pinterest oder nerve meine Mutter mit Fragen, die mich halt so beschäftigen.
Ich kann mir stundenlang auf Pinterest Lifehacks ansehen und dann doch keinen einzigen davon umsetzen. That’s me. This is how I roll.
Klar, ist ein Beitrag über das Putzen oder über die erste Wohnung nicht besonders glamourös, aber das Leben ist nicht 24/7 eine Party. Die meiste Zeit besteht darin zu schauen, dass man genug Geld verdient, damit man sich eine Wohnung und einen halbwegs angenehmen Lebensstandard finanzieren kann. Einen Teil seiner Freizeit muss man eben dafür aufwenden, in seiner Wohnung die Dinge auf Stand zu halten, damit es nicht im Chaos endet. Ach und dann wäre noch der Freizeitstress: Beziehung, Freunde und Familie unter einen Hut zu bekommen ohne auf 7-Stunden-Schlaf zu verzichten, die man braucht um zu funktionieren.
Eigentlich ziemlich viel Stress und ziemlich wenig Glamour, aber das ist gut so und auch schön so. Denn das Leben ist abwechslungsreich und wunderbar, auch wenn es manchmal öde scheint. Das hat aber eher etwas mit der inneren Einstellung zu tun.
Aber ich schweife wieder ab.
Ihr seht nun, wie es zu diesem Beitrag kam. Ich habe einfach mein erlerntes Wissen, Danke Google, an euch weiter geben wollen. Die Tipps zusammengefasst, die mir am meisten etwas gebracht haben.
Ich will nicht, dass mein Blog nur die Höhepunkte in meinem Leben zeigt, wie Reisen, gutes Essen oder tolle Partys. Für mich war immer wichtig, auch den Alltag mit einzubauen.
Wisst ihr, wie frustrierend es ist, wenn man sich einen Instagram-Kanal anschaut und das Gefühl bekommt, diese Person jettet durch die Weltgeschichte und verliert sicher nicht die Nerven, wegen Bad putzen oder Kühlschrank wieder geruchsfrei zu bekommen?
Ich würde auch lieber auf den Malediven chillen, als den Lurch unter meiner Couch zu jagen.
Aber wie gesagt, der Alltag gestaltet sich halt bei den meisten von uns relativ gleich unglamourös.
So kam es also zu meinem Beitrag und es werden noch viele folgen. Denn wieso nicht? Nur weil ich Gucci Taschen liebe? Ich gebe mehr Geld im Monat für Putzzeug als für Make-up aus, weil ich mir jedes Mal erhoffe, dass ich durch ein neues Wundermittel weniger Arbeit habe.
Und zu dem „ Waschmittel-Skandal“ noch eines: Es mussten doch schon vorher manche Werbungen in Frage gestellt werden, sowohl im Print- als auch im Online-Bereich. Allein was im TV manchmal gezeigt wird, lässt einem doch nur mehr an den Kopf greifen. Woher denkt ihr, nehmen die meisten Blogger ihre Inspiration? Wer jemals eine Waschmittel-Werbung im Fernsehen gesehen hat, findet jegliches Instagram-Bild komplett normal, denn es war alles schon mal da. Egal ob mit Rad oder im Bett.
Lest lieber das Buch „Was auf dem Spiel steht“ von Philipp Blom, da geht es um weit mehr als Waschmittel und lässt einen über wichtigeres nachdenken, als Instagram und Influencer Bashing.
LEONIE! Ich liebe den Beitrag! Perfekt geschrieben und auf den Punkt gebracht! Love it, love you
Ich bin generell deiner Meinung, nur „Warum wird alles in Frage gestellt“ ist leider unglücklich formuliert. Es ist GUT, dass alles in Frage gestellt wird. Das Gegenteil wäre nämlich wesentlich schlimmer als jede schlecht gemachte Influencer Kampagne.
LG
Sehe ich auch so! Kritisches Hinterfragen ist v.a. angesichts der aktuellen Entwicklungen auf unserem Planeten ungemein wichtig! Gerade wir in der „westlichen Welt“ tragen als KonsumentInnen eine enorme globale (Mit-)verantwortung. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen zusammen und finde es tatsächlich beinahe beängstigend wie sehr sie YoutuberInnen und BloggerInnen (unreflektiert!) nacheifern und fraglos Produkte nachkaufen… Das „Generve“ bzw. Kritisieren von InfluencerInnen passt m.M.n. somit sehr geht in die „Was auf dem Spiel steht“-Gleichung.
Oh wow, das hast du richtig toll geschrieben. Ich sehe das genau so wie du. 🙂
Weiter so.
Ganz liebe Grüße
Rebecca
Ganz ganz toller Beitrag – richtig sympathisch 🙂 Liebe Grüße, Anja
Liebe Leonie,
Interessanter Beitrag!
Der Punkt ist aber, dass bei Influencern leider nicht immer ersichtlich ist, wann es sich um bezahlte Werbung handelt, während es zB bei TV-Werbung (obwohl es da ja offensichtlich ist, was Werbung ist und was nicht) und Print ganz eindeutig gekennzeichnet sein muss und es viele rechtliche Rahmenbedingungen gibt.
Mittlerweile kennzeichnen zwar die meisten Blogger bezahlte Posts, bei vielen ist es aber leider nicht immer ganz transparent. Und gerade weil Influencer, vor allem im Lifestyle- und Modebereich, auch sehr viele junge Follower haben, müssen sie sich einfach ihrer Verantwortung bewusst sein.
Ich glaube, darum ging es in erster Linie bei der öffentlichen Diskussion in letzter Zeit.
Liebe Grüße
Lena
Das Thema mit der Werbung beschäftigt mich auch sehr – wenn jedes Lob Werbung ist, dann kann ich wohl keinen Beitrag mehr ohne Kennzeichnung schreiben. Denn ich schreibe eben hauptsächlich über die Dinge die mir besonders gefallen, die ich ausprobieren möchte etc. – Wie eine Freundin einer anderen Produkte empfiehlt, so mache ich das mit meinen Followern & solange ich es nur des Geldes wegen und in eigener Sache mache, sehe ich darin auch genau das: Eine Empfehlung, einen freundlichen Ratschlag von Freund zu Freund. Schreib weiter über deine unglamorösen Alltagsprobleme, gib Tipps wie man mit ihm fertig wird, und wenn dann wieder so eine unhöfliche Mail in deinem Postfach landet, ab in den Papierkorb damit.
Liebe Grüße,
Rina
https://darlingrina.com/2017/07/24/mango-ingwer-lassi-erfrischend-rezept/