In letzter Zeit bin ich unglaublich gerne am Land. Vielleicht liegt es daran, dass ich Wien auf Dauer nur sehr schwer aushalte und am liebsten schon wieder wegziehen würde.
Ich bin das Ausgehen überdrüssig und noch weniger interessieren mich die meisten Menschen. Um ehrlich zu sein, es ekelt mich förmlich. Dieses Bussi hier Bussi da, „oh schön dich zu sehen“, alles leere Handlungen und Worte, sie verblasen so schnell wie der Zigarettendunst an der frischen Luft.
Ich habe mich nach Natürlichkeit gesehnt, nach Ruhe und Einklang, Gefunden habe ich sie in meinem kleinen grünem Glück.
Wenn man wie ich unter der Woche viel arbeitet bzw. viel von einem Termin zum anderen hetzt, ist weggehen nicht wirklich entspannend. Denn es ist ein weiteres unnötiges Hetzen.
Nicht, dass ich jetzt für immer der Clubwelt fern bleibe, aber jeder der mal viel hinter einander ausgegangen ist, weiß, dass es nach einer Zeit den Reiz verliert. Besonders wenn man gewissen Menschen aus dem Weg gehen möchte, eignet sich so ein Landpäuschen volltrefflich.
Da bin ich nun in meinem blühenden Stück Natur. Liege im Rasen, lese, gehe zum Bauern einkaufen, streichle eine Kuh und bedanke mich innerlich nicht Laktoseintolerant zu sein.
Aber auch so ein Garten verlangt einem Arbeit ab, Hornissennester müssen übersiedelt werden, der Rasen muss gemäht werden und meine süßen Giftpflanzen müssen gehegt und gepflegt werden. Ja, ich baue mir einen kleinen Giftgarten an, Eisenhut, Fingerhut und Goldregen gehören zu meinen Lieblingen. Ich finde diese Pflanzen interessanter als Rosen, obwohl ich die auch habe, da sie oft eine lange Geschichte mit sich tragen. Ein wunderbares Beispiel ist Belladonna, tödlich, aber wurde in der Renaissance von adeligen Damen als Augentropfen verwendet, um ihre Pupillen größer zu machen, da dies damals als Schönheitsideal galt. Andere Pflanzen werden oft im Zusammenhang mit Hexerei genannt und wenn man diese in nicht sonderlich aufgeklärten Zeiten im Garten hatte, geschah es schnell, dass man sich am Scheiterhaufen wieder fand.
Alles in allem, verstehe ich endlich wieso sich mein Großvater zum Entspannen in unseren Garten zurückzog und werde ihm dies wohl – besonders jetzt in den Sommermonaten – gleich tun.